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Wir kennen sie alle.
Jede halbwegs berühmte oder berüchtigte, bevorzugt männliche Person hat sie.
Und geben wir es einmal zu: Sie machen uns allen ein wenig Angst. Wenn sie uns nicht unbedingt unglaublich auf die Nerven fallen.
Wir nennen sie für gewöhnlich Fangirls.

Jede Band, jeder Sänger, Schauspieler oder fiktive Personen aus Filmen, Büchern oder Serien; so ziemlich alles, was mehr oder weniger in der Öffentlichkeit steht, hat mindestens einen Fanatiker hinter sich stehen, der nicht nur den hauseigenen Müll durchwühlt, sondern auch jede kleine Handlung mit Adleraugen beobachtet und notorisch Buch darüber führt.
Auch vor Videospielen macht die Spezies „Fangirl“ nicht Halt.
Nehmen wir zum Beispiel Kaidan aus „Mass Effect“ von Bioware. Dante aus „Devil May Cry“. Und ich kann gar nicht aufzählen, wie viele kreischende Fans vor dem Fernseher stehen, wenn ihr Lieblingsbishônen oder -bishojo aus irgendeinem anderen Japano-RPG plötzlich im Bildschirm aufflackert.
Natürlich haben die Fangirls auch Dragon Age in Beschlag genommen.
Und ich kenne zumindest einen Namen, den im Forum keiner mehr sehen möchte. Erst recht nicht, wenn dahinter dutzende Herzchen und Blushsmilies zu sehen sind.
Ich brauch den Namen gar nicht ausschreiben.
Ich tu es trotzdem.
Fenris.
KYAAAAAAAAAA!!!!

Ja, jemand hier höchstpersönlich ist selbst ein obsessives FenGirl gewesen und hat den Boden, auf dem dieser Emo-Elf wandelte, verehrtgeküsstabgesabbertvergöttert. Denn das ist Fenris! Ein Gott, erschaffen von Göttervater David Gaider höchstpersönlich, um die Mädchenherzen schneller schlagen zu lassen und die Verkaufszahlen von Dragon Age 2 bis in den Olymp zu katapultieren. Er ist cool, loyal, schwer zu erobern und er hat eine tragische Vergangenheit, aus der er mit tiefen, seelischen Narben herausgebrochen ist.
Wir wollten ihn bemuttern und ihm zeigen, dass das Leben nicht nur Schmerz für ihn bereit hielt. Wir wollten ihm zeigen, was es heißt, zu lieben.
Wir wollten ihn wieder heilen.
Oder in anderen Fällen: nur noch weiter quälen.
Und mit solchen Gedanken füllten wir acht Fanthreads.
Das sind ungefähr 3200 Posts voller „Fenris, ich liebe dich! Ich will Kinder von dir! Lass uns eine Familie gründen und abhauen!“
Im Nachhinein kann ich über meine eigene Besessenheit nur den Kopf schütteln.

Was mich nicht daran hindert, immer noch wie ein pubertierendes Mädchen Herzchenaugen für einen anderen Elfen eines vollkommen anderen Schlages zu machen.
Noch Kilometer weit vor Fenris reagiere ich noch immer reflexartig auf diesen Namen, diese Stimme, diesen Akzent!
Ich kann Doktor House nicht gucken, ohne auf jedes Wort von Chase zu warten.
Aber wie sagt man so schön: Seine erste RPG-Liebe vergisst man nicht.
Noch ewig werde ich mich daran erinnern, wie Zevran und ich Seite an Seite, Rücken an Rücken Dunkle Brut bekämpft haben. Wie wir im Lager aus Eifersucht gezankt und gestritten haben und er mir irgendwann seinen Ohrring schenkte und mir ewige Treue schwor. Wie wir im Lager zusammen versucht haben, mein ungenießbares Mahl für seine Gifttränke zu benutzen oder wie, bei dem Versuch seine Fallen mit magischen Effekten zu belegen, ich mir meine Finger eingeklemmt habe.
Wie, das ist nie im Spiel passiert?
Ich erinnere mich doch daran, also muss das passiert sein!
Natürlich! Keine Widerrede!

Nun, fragen wir uns einmal, warum besonders Mädchen so fixiert auf gewisse Charaktere sind. Überlegen wir mal was das arttypischste, klischeehafteste und unglaubwürdigste Kriterium für einen potentiellen Freund ist:
„Er muss mich zum Lachen bringen.“
Was haben wir gelacht, als Fenris uns erzählte, wie er auf Seheron... Okay, nein, aber als Danarius... Na gut, vergessen wir das. Aber wer musste nicht Lachen, als er hörte, welche Gespräche Zevran mit den Gefährten führte, die sich doch alle nur um das Eine drehten: den fleischlichen Genüssen, denen er doch immer und überall frönen würde. Selbst über Alistair musste ich immer lachen, denn auch er hatte herrliche Dialoge - vor allem mit Wynne. Womit wir ja schon beim nächsten Fangirl Schwarm wären.

Als Bastard auf die Welt gekommen, von Arl Eamon groß gezogen, von Arlessa Isolde gehasst. Anschließend abgeschoben in die Obhut der Kirche, wo er zum Templer ausgebildet wurde. Mit seiner Art, ein kleiner großer Junge zu sein, erweckt er nicht nur in uns Fangirls das Verlangen, ihn zu bemuttern, sondern auch in zahlreichen Fanboys. Zusammen mit einer Rose, die er vor der Zerstörung der Dunklen Brut gerettet hatte, schenkte er uns seine Liebe. Mein Herz ging auf ob dieser Romantik und ich musste ihn einfach lieben und beschützen und selbst einige männliche Wesen konnten das Herzklopfen nicht unterdrücken und verfluchten den Tag, an dem beschlossen wurde, Alistair nur für weibliche Wächter als LI zugänglich zu machen, weshalb kurze Zeit nach erscheinen des Spiels bereits die erste „Mach Alistair für alle zugänglich“ Mod im Internet kursierte.


Nun haben wir da aber noch unsere Fanboys, die dürfen wir bei der ganzen Geschichte nicht vergessen. Bei wem schlägt das Herz nicht höher, wenn wir da an unsere hübsche Bardin Leliana denken? Die so schmerzlich enttäuscht und verraten wurde von ihrer einstigen Liebe Marjolaine und in die Kirche ging, um dort Schutz und Seelenheil zu finden. Wer wollte ihr nicht über die Trauer hinweg helfen und zeigen, dass das Leben noch so Wundervolles zu bieten hatte, sie ihre Fähigkeiten nicht verschwenden sollte und vor allem – sie liebte Schuhe! Bla bla bla bla!

Und hier sind wir auch an dem Punkt angekommen, an dem wir bemerken, dass wir Fangirls irrational intolerant sind. Während User unser Geschwafel über unseren Liebsten ertragen müssen, gilt dies natürlich nicht für uns.

Bei der Erwähnung des Namens Leliana wird missgünstig die Nase gerümpft und stattdessen das Thema dezent mit einem „Okay, Leute, genug mit eurer Obsession, lasst uns wieder über Fenris reden“ gewechselt. Bei einem falschen Wort über den aktuellen Schwarm eines Fangirls, musste umgehend Schutz hinter meterdicken Wänden gesucht werden, um dem nahenden Bombardement zu entkommen. Dunkle Wolken zogen auf. Keiner traute sich auch nur mit dem kleinen Zeh in einen Thread bis das Gewitter sich verzogen hatte und der Blasphemiker verbal aufgespießt am Threadeingang dekorativ als Warnung aufgestellt wurde. Die Nachricht war deutlich. Mit nervösen Lachen wurde sie herunter gespielt. Bis der nächste Selbstmordgefährdete den Thread betrat.

Aber ihr müsst ohne murren und knurren alles ertragen, was wir euch auftischen, denn seien wir doch mal ganz ehrlich: wir sind doch nur kleine Mädchen, die mal wieder die perfekte Liebe in einer perfekten Welt finden wollen, denn, ja, selbst wenn anscheinend alle unsere Familienmitglieder umgebracht werden und wir unsere Heimat verlieren, so ist es dennoch perfekt, wenn wir unseren perfekten Mann an unserer perfekten Seite haben – sagt zumindest die perfekte Forenerfahrung. Und sollten wir es dann doch mal mit unserem Liebesgespamme übertreiben, müsst ihr uns sanft und verständnisvoll an die Hand nehmen und uns zum nächsten Fanthread führen – die ihr übrigens den Fengirls zu verdanken habt. Schokolade könnt ihr uns später dafür schenken.

Aber ernsthaft mal.

Fangirls können anstrengend sein. Ich habe sowohl ihre positiven Seiten als auch ihre negativen Seiten spüren dürfen. Es war nicht immer schön, manchmal schämte man sich für seine Fangirl-Kolleginnen, manchmal ließ man sich von ihnen nur noch weiter in den Sumpf ziehen, manchmal führte man sie selbst auf die Barrikaden - und so manch einer hatte das Gefühl, sich in einem Kindergarten wiederzufinden. Aber denken wir alle daran, dass es stets immer eine Phase ist, die Gottseidank auch irgendwann mal vorbeigeht. Auch wenn es bei den ein oder anderen Fangirl/NPC länger dauert.

Also immer schön geduldig sein, alles ein wenig mit einem Schmunzeln sehen, gelegentlich die Hände überm Kopf zusammenschlagen, ein Fangirl darauf hinweisen, dass sie gefälligst die Fanthreads nutzen soll und so sollte eine gewisse Koexistenz doch gegeben sein.

Oder?

Weiterführende Links:   geschrieben von Emerahl

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