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"Wer bin ich, dass ich Fanfiction beurteile?"

Mit diesen Worten beginnt David Gaider seine Gedanken als Antwort auf die über 400 Einsendungen zum "Asunder Creative Writing Challenge".

"Die gewöhnliche Antwort auf meine gestellte Frage wäre 'Sie sind ein professioneller Schriftsteller'. Obwohl dies der Wahrheit entspricht, liegen meine Fähigkeiten im erzählerischen Design von Spielen", so schreibt er. "Und auch wenn ich einige Bücher geschrieben habe, so würde ich sie keinesfalls als überlegender einschätzen im Vergleich zu ähnlichen Arbeiten in diesem Genre."

Er selbst geht sehr kritisch mit seiner eigenen Arbeit um, auch wenn das nichts ungewöhnliches für einen Schriftsteller sei. Ein Schriftsteller, der komplett zufrieden mit seiner Arbeit und dem, was er produziert, ist, entwickelt sich vermutlich nicht weiter, so Gaider.

Anfänglich war es geplant, dass David Gaider nur die besten fünf Beiträge liest, die ein ausgewähltes Team für ihn raussuchen würde und er aus diesen fünf seinen Favoriten auswählte. Allerdings fühlte er sich sehr unbehaglich unter diesem Umständen wirklich zu sagen: "Dies ist für David Gaider die beste Geschichte aus allen Einsendungen!", weshalb er sein Team des Writer's Pit zusammentrommelte und mit diesen sämtliche Beiträge durch ging.

Nachdem er viele, viele, viele Einträge gelesen hatte, bemerkte er schnell ein Muster. Dinge, die verwirrend waren oder sehr leicht zu vermeiden waren. Dinge, die ihn selbst daran erinnerten, dass er es nicht mit professionellen Schriftstellern zu tun hatte, sondern mit Fans, die ihrer Liebe zu dem Dragon Age Universum Ausdruck verleihen wollten. "Es gab auch gute Sachen", so schreibt er in seinem Artikel, "Sachen, die mich inspirierten und dazu verleiteten mich selbst hinzusetzen und etwas zu schreiben."

Allen zu antworten, denen er gern etwas geschrieben hätte, wäre allerdings unmöglich gewesen, weshalb er diese Liste mit Do's und Don't's erstellt hat, die mit einigen Vorsichtsmaßnahmen zu genießen ist. "Erstens, dies ist aus meiner Perspektive als eure beabsichtigte Leserschaft, etwas weniger von der eines etwas erfahrenen Autors. Zweitens, wenn es ums Schreiben geht, existiert jede Regel, um sie zu brechen. Nur wenn man sie bricht, sollte man es mit Stil machen."

1. Starte NICHT mit Beschreibungen. Dies ist ein schwieriger Punkt, da Schriftsteller unterschiedliche Meinungen dazu haben wann und wo Beschreibungen zu benutzen sind. [...] Trotzdem, an all den Stellen, wo man Beschreibungen einfügen sollte, gehört der Anfang nicht dazu. Du hast einen Absatz, vielleicht zwei, um die Aufmerksamkeit des Lesers an dich zu binden. Verschwende ihn nicht.

2. Halte dich NICHT zurück. Nicht jedes Schriftstück muss eine Übung in emotionalem Chaos sein, aber wenn es das ist, was dein Schreibstil verspricht und wo du dein Schriftstück siehst, solltest du nicht plötzlich davon abweichen und das Versprechen brechen. Es gibt mehrere Gründe, weshalb dies vorkommt. Vielleicht weil die Idee dieser Brutalität dich traurig macht oder weil du den Charakter zu sehr liebst, um ihm etwas Schreckliches anzutun. Glaub mir: Schreiben ist nicht dazu gedacht eine erfreuliche Bemühung zu sein. Nicht, wenn man es gut macht. Einige werden dich wegen Sadismus anklagen, aber sie werden dich umsomehr dafür lieben.... und deine Charaktere? Wenn sie zu dir sprechen könnten, würden sie sich nicht dafür bedanken, dass du sie verschont hast, denn um dich selbst zu befriedigen, hast du sie ihrer Unsterblichkeit beraubt.

3. Achte auf Lesefluss. Im kreativen Schreiben ist der Lesefluss wichtiger als die Sprache. Einige Schriftsteller werden einen Thesaurus so sehr misshandeln, dass man fast erwartet, ihn benommen neben einer Autobahn herlaufen zu sehen, gekleidet in Fetzen und Lippenstift über das Gesicht verschmiert. Sie beladen ihre Prosa mit schönen Wörtern, weil sie denken, dass ihr Schreibstil dadurch poetischer klingt. Tut es nicht. Es macht die Prosa schwer, und obwohl es einige Leser gibt, die das vermutlich schätzen, macht es dich nicht zu einem besseren Schriftssteller. Sei sparsam mit deiner Sprache, und bemerke, dass es keinen Satz gibt, der so clever ist, dass du ihn nicht stutzen könntest, um deiner Absicht zu dienen - welche da wäre eine Geschichte zu erzählen. Streich alle deine überflüssigen dass' und abers und Adjektive und Abverbien. Schlachte deine Wort-Babys gnadenlos, denn diese Gewohnheit wird deine Prosa vor Überbevölkerung schützen.

4. Achte auf deinen Umfang. Umfang ist etwas, womit ich sehr vertraut bin, denn er ist mein ständiger Feind im erzählerischen Design. Kurzgeschichten tragen den Namen aus einem bestimmten Grund: sie erzählen eine kleine Geschichte, keine große. Spar dir deine dramatischen, epischen Sagas gefüllt mit Rückblenden and mehrern Sichtweisen für etwas Größeres. Entscheide dich dafür, welchen Teil der Geschichte du erzählen willst. Mach es klein, und nutz nur die Werkzeuge, die du absolut brauchst, um ein Ende zu erreichen. Führe nicht mehr Charaktere ein als du unbedingt brauchst, oder gebe denen, die du vorstellst keine Namen, die irrelevant sind. Wenn du etwas zu Großes schreibst, entscheide dich eher dafür neu zu beginnen und deinen Umfang zu verringern, statt nur zu schneiden - schneiden ist wichtig, aber wenn du es zu oft machst, kommst du in die Gefahr, dass die Geschicht abgehakt klingt, statt flüssig.

5. Mach das Unerwartete. Es gab einige Einsendungen, die einen erfreulichen Twist am Ende ihrer Geschichte eingebaut hatten, ohne dass der Twist gezwungen wirkte. Und es gab solche die, leider, auf etwas Langweiliges hinausliefen, obwohl ihr Set-Up mehr versprach. Eine gut geschriebene Geschichte, die nichts Interessantes erzählt, ist nicht besser als eine schlecht geschriebene. Wenn dein Schreiben sich nach Arbeit anfühlt, und wenn du irgendwo endest, was dich nicht anspricht, dann schreib etwas anderes... was nicht bedeutet, dass jedes einzelne Wort von euren Stift tropfende honig-goldene Brillianz sein soll. Wenn du dies erwartest, paralysierst du dich selbst. Wenn du zuende schreibst, sollte das, was du geschrieben hast zufriedenstellend sein. Du wirst noch immer denken, dass es schlecht ist, denn du bist ein Schriftsteller, aber am Ende solltest du selbstbewusst sein, dass du deine Grenzen ausgereizt hast... wenn auch nur ein wenig.


Den kompletten Artikel zu "Storming the Sand Castle" von David Gaider findet ihr auf dem bioware-blog hier.

Weiterführende Links:   geschrieben von Moku

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