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... Eine streng subjektive Analyse der Sachlage

Ich erinnere mich, bin fast versucht, „damals“ zu hauchen. Release von Dragon Age 2, das Spiel, welches schon im Vorfeld dermaßen polarisierte, dass die Diskussionen immer mehr an Fahrt gewannen. Konnte man vorher immer drauf verweisen, dass das Spiel auch erst einmal gespielt werden müsste, um sich ein abschließendes Urteil zu erlauben, so war es nach dem Erscheinen nun mal ein Fakt – die Spaltung der Community unaufhaltsam. Das Kriegsfeld war umrissen, die Fronten geklärt, die Wortspitzen geschärft. Und es konnte losgehen. Auf in den Kampf um die richtige Bewertung der Pixel!

Was ist ein Rollenspiel? Was ist ein gutes Rollenspiel? Was ist überhaupt ein gutes Spiel? Kann man wirklich Pixel-Chars lieben lernen? War früher alles besser? Fragen über Fragen, die es Wert sind immer mal wieder neu verhandelt zu werden. Und ich meine es grundehrlich, wenn ich sage, dass es genau das ist, wofür ein Forum da ist. Genau das hält eine Community lebendig. Und natürlich gähnen vielleicht jetzt einige müde und fragen sich, ob es wirklich notwendig ist, diese Themen immer und immer wieder durchzukauen. Aber mal ehrlich. Wäre es euch lieber, ihr würdet euch anschweigen? Nein. Diskussionen sind wichtig und gut und ein Zeichen dafür, dass man sich noch was zu sagen hat. Was wäre eine demokratische, offene Gesellschaft ohne den Austausch und die Möglichkeit, sich mal die Meinung sagen zu dürfen?

Nun ja, ich gebe ja zu, die Diskussion über Dragon Age 2 in einer Linie mit Demokratie- und Freiheitsidealen zu setzen, wirkt vielleicht etwas überzogen. Aber prinzipiell … warum nicht? In der Intensität der Auseinandersetzungen nehmen sich die großen und kleinen Themen dieser Welt nicht viel. Die Gefechte verlaufen hitzig, manchmal wird mit Argumenten geschossen, manchmal können sich kleine Nicklichkeiten einschleichen. Große Emotionen, geschliffene Attacken, um jeden Pixel wird erbittert gekämpft.

Das Echo auf Dragon Age 2 war, gelinde gesagt, gespalten. Das ist eine der grundlegenden Fragen bei jedem Spiel: Ist das Spiel gut oder schlecht? Ganz allgemein, streng subjektiv, im Forum auszufechten. Mir persönlich schien es immer so zu sein, dass die Kritik an Dragon Age 2 deutlich in der Überzahl war, dass Menschen, die positive Töne fanden, erst einmal pauschal für verrückt erklärt wurden – oder sich zumindest in einer Position befanden, in der sie sich rechtfertigen mussten.
Aber natürlich lässt sich über Geschmack vortrefflich streiten. Und ob man ein Spiel gut oder mies findet, hängt von so vielen Faktoren ab. Und jeder Einzelne ist es Wert, ausgefochten zu werden.

Nehmen wir den vertonten Helden. Ist es ein Segen, dass Hawke in die virtuelle Kamera sabbelt, oder nimmt es dem Spieler die Möglichkeit, sich voll und ganz mit dieser Figur zu identifizieren? Schwierige Sache. Neben einigen subjektiven Einschätzungen, die jeder für sich selbst hat, kann man sich zumindest darauf einigen, dass das Dialograd überarbeitet werden sollte. Was das mit dem vertonten Helden zu tun hat? Ja ganz einfach: So verläuft eine lebendige Diskussionen. Man fängt an einem Punkt an und kommt plötzlich zu ganz grundlegenden Erkenntnissen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: In diesem Fall handelt es sich um eine Erkenntnis, die ich für mich gewonnen habe. Nicht mit Wahrheit verwechseln und so!

Oder auch die Begleiter können lang und breit durchgekaut werden. Ist Fenris eine nervende Heulsuse oder der heißeste Elf, der jemals die virtuelle Welt bewohnte? Oh ja, es sind gerade die Begleiter, die wirklich heftige Reaktionen auslösen. Von besinnungsloser Schwärmerei bis unsinniger Hasserei – aber mal ganz im Ernst, es sind immer noch Pixel-Menschen. Also nicht, dass ich das hier extra noch erwähnen müsste. Aber sicher ist sicher.

Aber wisst ihr, über was so häufig gestritten wurde? Der grundlegende Stil, das Feeling, welches sich beim Spielen einstellt. Die Animationen, Levelrecycling (und ich bin ganz ehrlich: das hat noch kein Spiel, welches mir unter die Finger gekommen ist, so weit getrieben! Tut mir leid, das musste mal raus!) … Wo war ich? Ach ja, also die Animationen, Levelrecycling, Story, Leveldesign, Konsequenzen der Entscheidungen – all das ist die Gesamtkomposition, die ein gutes Spiel von einem schlechten Spiel unterscheidet. Das Problem ist nur: Es gibt keine objektiven Kriterien. Ob dir das, was du siehst, gefällt, kannst nur du selbst entscheiden. Nun ja. Eigentlich könnte man auch drüber streiten, ob diese Sachen nicht doch objektiv zu bewerten sind. Oder doch nicht? Ich dachte immer, je mehr sich die einzelnen Level abwechslungsreich gestalten, desto besser wird ein Spiel. Aber auch hier wurde mir mitgeteilt, dass es da durchaus eine andere Meinung zu gibt. Ich war erstaunt und wollte leidenschaftlich für meine richtige Position streiten. Und für mich war das echt wichtig!

Ja, so ist das nun einmal, wenn man sich schon irgendwie rein steigert. Menschen, die jetzt wenig mit Computerspielen am Hut haben, mögen ja mitleidig ihre Häupter schütteln. „Ist ja nur ein Spiel.“ Aber, aber – jetzt mal nicht überheblich werden! Die Auseinandersetzung darüber, ob virtuell getroffene Pixelentscheidungen nun realen virtuellen Einfluss haben oder einfach virtuell ignorant von Bioware übergangen werden, ist schon immens wichtig und für das reale Leben. Jedenfalls in diesem einen Augenblick. Schließlich geht es ja um mehr und manchmal auch ums Rechthaben.
Also ja, es geht „nur“ um irgendwelche Pixelmenschen in einer fiktiven Welt, aber das ist wichtig! Und kein Mensch in einer Gamer-Community würde doch wohl ernsthaft bestreiten, dass ein Austausch darüber wirklich, wirklich wichtig ist!
Es ist schon schlimm, wie man als virtueller Web 2.0-Mensch immer verlacht wird. Sind wir alle Nerds, nur weil wir über den Charakter von erdachten Protagonisten streiten? Ich sage dazu ein dreifaches „Pffff“!!! Was würde man denn einem Literaturwissenschaftler sagen? „Nein, tut mir leid, aber Faust ist gar nicht echt und dementsprechend auch nicht wichtig. Also, was redet ihr noch da drüber?!“

Also, wir sind uns einig, die Auseinandersetzung um die richtige Bewertung der Pixel ist schon wichtig und auch gut. Aber – und ich wende mich da jetzt wirklich ganz vertrauensvoll an meine geneigten Leser – ein wenig verrückt ist es ja schon. Also so etwas. Diese Erbittertheit, die ich gerade in Bezug auf Dragon Age 2 beobachten konnte, war schon so, dass es mir ein „Holladiewaldfee“ entlockte. Da möchte man ja manchmal einwenden, dass es ja nun auch nicht so ganz wichtig ist.
Ich war damals Mod, bin es zur Zeit immer noch. Und ich sehe es sozusagen als meine Pflicht an, auch die Fahne der Mäßigung zu schwingen. Nicht nur bezogen auf Dragon Age 2, bezogen auf alle Spiele. Denn bei aller Wichtigkeit der Auseinandersetzung um die richtige Bewertung der Pixel sollte man doch nicht vergessen, dass es tatsächlich „nur“ ein Spiel ist. Es sind Pixel, die uns erfreuen sollen, uns Spaß bringen sollen und uns das Geld aus unseren Taschen locken sollen. Es gibt keinen Grund, sich deswegen in irgendeiner Weise fertig zu machen. Schleift die Argument, schärft eure Wortspitzen, aber schießt nicht allzu scharf!

Nun gut, ich gebe zu … es ist auch irgendwie ermüdend, wenn man immer wieder in einer Diskussion das selbe zu sagen hat. „Bleibt nett und höflich“, „das ist jetzt meine letzte Ansage“, „das ist jetzt wirklich meine letzte Ansage“ und „das meine ich jetzt wirklich ernst, denn das ist meine allerletzte Ansage“.
So als Instanz der neutralen Gelassenheit zu wirken, für Gerechtigkeit und Frieden zu sorgen … Ich überlege gerade, dass ich vielleicht doch nicht so schrecklich übertreiben sollte. Irgendwie wirkt das gerade so unglaubwürdig und ich gebe zu, vielleicht trifft es auch nicht so ganz die Realität. Aber manchmal zumindest schon ein wenig. Denke ich zumindest, beziehungsweise hoffe ich irgendwie. Bin ja auch nur ein menschliches Feenwesen. Naja, vergessen wir das mal hier. Niemand sollte sich selbst zu wichtig nehmen. Schließlich moderiere ich ja in einem Forum, welches sich hauptsächlich mit gekonnt in Szene gesetzten Pixeln beschäftigt.

Bevor ich mich hier noch ganz verzettel, setze ich zu einer letzten theatralischen Geste an. Die Aussage, dass es immer auf das Maß ankommt, mag vielleicht einige zum Gähnen ermuntern, ist aber dennoch nicht von der Hand zu weisen. Diskutiert also fleißig, tauscht euch aus, streitet euch meinetwegen, aber vergesst nie, dass ein Augenzwinkern im Leben die Dinge deutlich entspannter machen kann!

Eure D(S)A-Fee

Weiterführende Links:   geschrieben von Leeyara

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