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Déjà-vu.... oder auch: Warum zur Hölle spielen alle immer das Gleiche?

Und zum zehnten Mal hat Alistair Loghain enthauptet, wurde zum König gekrönt und mit seinem treuen Wächterfreund an seiner Seite stürmen sie gemeinsam Fort Drakon um den Erzdämon zu besiegen. Zum zehnten Mal. Ja. Zumindest bei scheinbar einem Großteil der Spieler.

Und hier kommt, was ich nicht verstehe: Dragon Age bietet soviel Abwechslung, so viele Entscheidungen und immer wieder etwas Neues zu entdecken aufgrund unterschiedlichem Spielverhalten. Weshalb also stürzt man sich nicht in diese Abwechslung? Warum nimmt man sich zur Abwechslung nicht mal Leliana oder Zevran zur Romanze. Weshalb sagt man nicht einfach mal: „Alistair ist ein weinerlicher, scheinheiliger Bastard, der weder den Thron, noch Anora und/oder meine Wächterin verdient hat. Also zur Hölle mit ihm, weil er meine Magierin im vorherigen Durchlauf das Herz rausgerissen hat und drauf rumgetrampelt war. Dann entscheid ich mich doch lieber für Loghain.“

Weshalb lässt man nicht einfach mal die Werwölfe den Dalish Clan angreifen, überlässt man Redcliff nicht sich selbst? Warum nicht Genitivi töten, oder einen Handel mit einem Dämon abschließen? Warum nicht eine Magierin spielen, die den Turm auslöscht, oder einen Zwerg, der sich für Harrowmont statt für Bhelen entscheidet? Vielleicht einfach Harrowmont mit Amboss wählen, einfach nur um zu sehen, ob der Mann mit dem rechten Fleck am Herzen mit dem Amboss weiter kommt als ohne? Es bricht nicht immer ein religiöser Krieg in Orzammar aus, nur weil man dem gläubigen Zwerg seine Kirche gibt, also warum nicht einfach mal herumprobieren? Und warum eigentlich immer das gleiche Geschlecht? Ihr erleidet im realen Leben keine Identitäskrise, wenn ihr mal Mann oder Frau spielt, obwohl ihr selbst Frau oder Mann seid. Ich kann verstehen, dass man ein bevorzugtes Geschlecht hat, aber wenigstens ein Durchgang mit dem Gegenstück sollte doch nicht gleich in Folter ausarten.

Mein elfischer Magier lebte nur einmal. Aber es folgten menschlicher Adliger/Adlige, gewöhnlicher Zwerg/Zwergin, Dalish Elf/Elfin, Stadtelf/-elfin und menschliche Magierin und das ganze noch einmal durch mit anderem Geschlecht und Rasse und Namen und vor allem mit einem komplett anderen Charakter.

Mit persönlicher Identifizierung hat das spätestens nach dem dritten Durchlauf nichts mehr zu tun, aber mein Gott, nach drei Runden sollte man sich daran doch nicht mehr stören. Ich spielte zum Beispiel ekelerregend edel und abgrundtief böse, ich spielte unschuldige naive Prinzessin und einen schwulen, klischeebehafteten Elfen, der nichts lieber tat als mit Leliana über Frisuren und Schuhe zu tratschen und dachte, dass Orlaise ein Paradies auf Erden wäre und nur rein zufällig auch mit Zevran liiert war. Ich spielte eine toughe Magierin, die ihren eigenen Zirkel ausgelöscht hat, die Jowan verraten hat und verrotten ließ, obwohl sie selbst ein Auge auf Cullen geworfen hatte. Ich spielte einen machthungrigen menschlichen Adligen, der sich trotz Romanze um Anoras Hals warf und mit ihrer Hilfe zum Prinzgemahl und somit zum König wurde und seinen besten Freund Morrigan zum Fraß vorwarf. Ich spielte einen frivolen Zwerg, der mit allem ins Bett stieg, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Männlich oder weiblich, Elf oder Mensch oder zwergischer Stricher, jung oder alt, Dreier, Vierer, was sich anbot, wurde genommen. Schließlich musste Wächtersein ja auch seine Vorteile haben und wenn Wynne aufbegehrte und sich empörte fing der Spaß erst richtig an.

Natürlich drehte sich mir bei einigen Entscheidungen der Magen um, aber ich hatte soviel Spaß mit dem Großteil der daraus folgenden Gesprächen oder Ereignissen, dass mich das zehn Minuten nach Auslöschung des Dalish Clans schon nicht mehr interessiert hat. Ich war nahezu süchtig ein neues Gespräch, ein neues Detail dieses Spiels zu finden, dass der Gedanke, immer und immer und immer und immer und zehn Mal das gleiche zu spielen, mit der gleichen Person, gleichen Origin, gleichen Persönlichkeit, dem gleichen Namen, der gleichen Skillung, dem gleichen LI und den gleichen Entscheidungen, unerträglich erschien.

Um so mehr überraschte es mich, dass das scheinbar aber Gang und Gebe war und ich zur Minderheit gehörte und nicht, wie ich annahm, andersherum. Aber ich versteh es nicht. Erklärt es mir. Warum lässt man seine Adlige zwölf mal den gleichen verräterischen Saftsack heiraten? Der kann mir noch so viele rote Rosen schenken, das lässt mich trotzdem nicht vergessen, dass er meine Stadtelfin in den Wahnsinn trieb, sodass sie solo in den Tiefen Wegen Amok lief.

Eure Moku.


Meine ausgelatschten Schuhe … oder auch: Meine menschliche Adelige lebt zwölf Mal!

Oh ja, gleich ist es so weit, gleich wird es geschehen. Oh, Alistair … mein Alistair! Gleich wird er Elissa die Rose geben. Wie schön! Ich schmachte mal kurz vor mich hin und fühle mich auch in der X-ten Wiederholung dieser Szene einfach nur gut. Ich gebe ja zu, mittlerweile kann ich das auswendig. Ich könnte die Dialoge wahrscheinlich schon im Schlaf runter beten, aber das ändert nichts daran, dass ich sie immer und immer wieder erleben will. Und ich freue mich auch schon auf das, was da noch kommen wird. Die Stelle nach dem Landthing, wenn sie verlobt sind und ab sofort auch offiziell Seite an Seite stehen. Das wird auch so schön! Schließlich spiele ich ja deswegen eigentlich ständig die menschliche Adelige, manchmal mit anderem Namen und Frisur, aber immer mit einem Schicksal – die zukünftige Königin von Ferelden. Da geht mir so mein Herz auf und ich finde, dass dieses Ende das einzig wirkliche Ende für mich ist.

Ja, ich weiß, dass es noch andere Romanzenoptionen gibt. Es ist ja nicht so, dass ich nie versucht hätte, mal was anderes zu spielen. Ein Mal habe ich mich an einer Dalish-Elfe versucht. Da wollte ich per Mod am Ende Zevran heiraten. Leider hat sie es nie dahin geschafft, denn dann kam Alistair mit seiner Rose um die Ecke und dann dachte ich, dass es so unendlich traurig ist, dass sie am Ende verschmäht oder als Mätresse gehalten wird und irgendwie fühlte ich mich dann nicht mehr gewillt, sie in solch unrosige Zukunftsaussichten zu begleiten. Da verging mir dann der Spaß. Dann lieber meine Madame Cousland, da weiß ich wenigstens, was ich habe. Und ehrlicherweise muss ich zudem sagen … Zevran ist eh nicht das Gelbe vom Ei.

Es ist ja nicht so, dass ich jetzt an dieser Stelle das Gefühl hätte, mich für irgendetwas rechtfertigen zu müssen. Es ist ja nur wahrscheinlich so, dass ich drei Viertel von Dragon Age: Origins noch gar nicht selbst erlebt habe, weil ich a) immer die Cousland-Origin wähle und b) nie böse gespielt hab, sondern immer lieb und hilfsbereit mit Pixelmenschen umgehe. Aber das ist nun mal der Weg, der mir am meisten Freude bereitet. Ich hab es wirklich anders probiert, aber irgendwie war es nicht dasselbe. Da fehlte so das gewisse Etwas.
Mich stört es jedenfalls nicht, nicht alles in Dragon Age: Origins selbst gespielt zu haben. Hab eh Schwierigkeiten, den bösen Meuchelmörder raushängen zu lassen. Wahrscheinlich würde ich auch für Pixelmenschen bremsen. Die tun mir einfach so Leid.

Warum sollte ich immer hin 60 Stunden Lebenszeit (so lange dauert bei mir meistens ungefähr ein Durchgang) darauf verschwenden, etwas in eine Richtung zu spielen, die ich nicht mag? Ich probierte es kurz, befand es für unbefriedigend und spiele ab sofort das, was mir nun mal zusagt. Kenne ich halt nur die Hälfte vom Spiel. Macht mir nichts. Und es gibt ja YouTube, da kann man manche Dinge sich wunderbar anschauen … und wissen, dass es einem nicht gefällt.
Es ist so, wie in ausgelatschten Sneakers durch die Gegend latschen. Ja, es gibt andere Schuhe. Ja, vielleicht sähe ich in High Heels für andere spannender aus. Aber so richtig wohl fühle ich mich nur in ihnen – meinen Sneakers.

Und kommt es darauf nicht auch an? Dass man seine Freizeit so verbringt, dass es einem gefällt, damit man wieder frohen Mutes sich den alltäglichen Herausforderungen stellen kann? Also … ich stehe dazu. Meine menschliche Adelige lebt zwölf Mal. Und das ist gut so!

Eure Fee.

Weiterführende Links:   geschrieben von Moku

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