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Nach ersten Schwierigkeiten, sich zu finden, traf ich mich mit Jessica und Chris auf der Dachterrasse der EA-Community Lounge. Ich stellte kurz unsere Seite und den WoP-Verband - der besonders Jessica aufgrund des MEU sehr bekannt war - vor und startete gleich in das Interview.


Wer ist euer Lieblingscharakter?

Jessica: Alistair. Ganz klar Alistair. Ich mag ihn wirklich so gern. Einmal traf ich Steve Valentine und er war so groß und hatte auch wirklich die Stimme von Alistair und ich konnte ihn nur anstarren. Bei mir ist es ganz klar Alistair, wobei ich Morrigan auch ganz gut finde.
Chris: Morrigan. Die würde ich nicht für Geld nehmen.
[lachen]
Chris: Ich habe vermutlich den ungewöhnlichsten Lieblingscharakter.

Loghain?

Chris: [schüttelt den Kopf] Nein. Es ist der Hund.

Der Hund? DAO oder DA2?

Chris: Ich bevorzuge den DAO-Hund, weil er wirklich ein Hund ist. Ich habe mal mit Jemandem aus einem Studio gesprochen, der Kreaturen modelliert. Drachen, Monster, alles. Und ich fragte ihn: "Was ist das Schwierigste, das du jemals kreiert hast?" Und er antwortete: "Eine Katze". Und ich hab ihn auch angesehen und gedacht: "Ihr macht all diese tollen Kreaturen. Warum eine Katze?" Und er sagt: "Weil wir alle wissen, was eine Katze ist. Wir wissen wie sie sich bewegt, wie sie handelt." Bei Drachen gibt es viel Fantasy. Bei uns fliegen sie und speien Feuer, woanders sehen sie aus und bewegen sie sich wie Schlangen. Und das mag ich an diesem Hund. Er ist wirklich wie ein richtiger Hund.
Jessica: Deines ist so tiefsinnig. Jetzt komm ich mir ganz oberflächlich vor.
[lachen]

Wenn ihr Dragon Age oder Mass Effect spielt – ich nehme jetzt einfach an, dass ihr das tut-

Chris: Sobald das Spiel erscheint, gibt es eigentlich nichts, was wir nicht gespielt haben. Alle Varianten, alle LIs, gut und böse.

Welche Gesinnung spielt ihr meistens?

Jessica: Ich spiele vermutlich chaotisch gut.
Chris: [lacht] Jeder denkt er spielt chaotisch gut. Ich spiele bevorzugt böse, weil es einfach mehr Spaß macht. Wobei ich mich da eher an die Realität orientiere.

Wie wichtig ist die Arbeit mit den Communities auf der ganzen Welt, auch außerhalb des BSN?

Chris: Sehr. Nächste Frage. [lacht]
Jessica: Ich muss sagen, wir haben eine tolle Community. Wir haben die besten und kreativsten Fans. Sie schreiben Fanfiction, zeichnen Fanarts...

Ich erinnere mich da speziell an die Asunder Creative Writing Challenge.

Jessica: Ja! Die Resonanz war überwältigend.

Ich habe da tatsächlich selbst teilgenommen. Leider konnte ein Großteil unseres Forenverbands aufgrund der Sprache nicht teilnehmen.

Jessica: Ich denke, wir sollten so etwas auch mal für Deutschland machen, damit diese Sprachbarriere nicht besteht.

Ich kenne viele, die sich darüber freuen würden.

Jessica: Nun, der Kontakt zu den Fans ist uns sehr wichtig. Wir sind tatsächlich solche unheimlichen Stalker, wir gehen auf alle Fansites und lesen mit, auch wenn wir nicht selbst etwas schreiben. Gerade auch die deutschen Foren sind uns wichtig, da Deutschland mit die größte Fancommunity beherbergt.
Chris: In Europa kommt an erster Stelle England (von den Fanbereichen) und gleich dahinter Deutschland.

Wie lest ihr die Kommentare? Könnt ihr ein bisschen Deutsch?

Chris: Jessica hat tatsächlich fünf Jahre Deutsch gelernt.
Jessica: Ja, aber mein Deutsch ist trotzdem nicht gut. [lacht]
Chris: Wir haben dafür unsere Community-Koordinatoren. Für Deutsch hat uns da Daniela unterstützt. Wir haben auch welche für Polnisch oder für Italienisch. Diese sammeln sämtliches Feedback, was sie auf verschiedenen Seiten finden, übersetzen das und lassen es uns zukommen. Mit dem Google-Übersetzer brauchen wir es gar nicht versuchen. Der macht das meistens falsch. Deshalb sind wir froh über diese Unterstützung.

Wenn ein Spiel so polarisiert wie Dragon Age 2, welche Auswirkungen hat das auf eure Arbeit? Wird sie dadurch schwieriger?

Chris: Die Arbeit wird nicht schwieriger. Man nimmt dann nur eine andere Herangehensweise.
Jessica: Wir versuchen für diejenigen, die das Spiel mögen und diejenigen, die das Spiel nicht mögen, eine Plattform zu schaffen, auf der sie sich wohlfühlen und keine Angst haben müssen, dass sie ihre Meinungen nicht äußern dürfen.
Chris: Wir freuen uns natürlich, wenn wir hören „Euer Spiel ist so toll! Sehr gute Arbeit“, aber wir wollen auch die Stimmen der Leute hören, die es nicht mochten. Wir machen auch viel im Moment, um Feedback zu sammeln. Zum Beispiel durch die „Frage des Monats“, oder die Threads im BSN. Und wir lesen auch alles, leider fehlt uns nur die Zeit, auf alles zu reagieren.

Oftmals wird sich ja beschwert, dass die typischen P&P Elemente in Dragon Age 2 zu kurz kamen. Die Tendenz geht ja, wie in Mass Effect 3, Richtung interaktiver Film. Wie kommt es zu dieser Tendenz?

Jessica: Zum einen möchten wir natürlich auch, dass eine größere Bandbreite an Personen die Spiele spielen. Meine Mutter, zum Beispiel spielt gern Mass Effect 3 im Storymodus. Wenn sie dort auf jemanden schießt und der umkippt, dann... fühlt sie sich schon ein bisschen wie Gott. Meine Schwester dagegen ist ein richtiger Hardcore-Gamer. Sie ist besser als ich und bei ihr würde es das niemals geben.
Chris: Außerdem ist das Kreieren eines Spieles auch ein kreativer Prozess und man möchte immer etwas Neues ausprobieren. Die Entwickler schauen sich natürlich auch andere Spiele an und spielen die durch, vergleichen, gucken, was sie ähnlich machen könnten, was funktioniert und was nicht. Man möchte sich und die Spiele auch weiterentwickeln, und natürlich macht das nicht jeden glücklich, aber anhand der Reaktionen können wir sehen: Okay, das funktioniert und das sollten wir das nächste Mal doch weglassen.

Ihr hattet ja gesagt, dass ihr viel Feedback sammelt und euch daran mitunter orientieren möchtet. Wie viel Freiheit der Kreativität bleibt den Entwicklern in solch einem Rahmen noch?

Chris: Sehr viel. Der Prozess beim Entwickeln der Spiele ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Grafik, Story, Musik. Und über all diesen Bereichen steht eine Vision. Zum Beispiel... Indiana Jones im All mit Wookiees.

Ich glaube, das würde ich spielen.

Chris *zu Fernando*: Erinnere mich daran, diese Idee weiterzuleiten.
Fernando: Neues BioWare Spiel angekündigt: Indiana Jones im All mit Wookiees!

Chris: Und nachdem man dann diese Idee hat, überlegt man, ob man das alles auf einem Planeten spielen lässt oder auf mehreren. Man setzt sich zusammen und diskutiert.
Jessica: Alle im BioWare-Team sind sehr aufgeschlossen. Wir nehmen das Fanfeedback, wir suchen uns Ideen, indem wir andere Spiele spielen, Filme gucken, Bücher lesen oder P&P spielen. Ich bin im Moment in zwei P&P-Spielen verwickelt und es ist wirklich schwierig, den Überblick zu behalten. Jeder von uns kann sich einbringen, es wird kein Unterschied gemacht, welche Position der oder diejenige im Team innehat.

Es gibt große Diskussionen, ob Dragon Age 3 sich an Skyrim orientieren will.

Jessica: Ich habe tatsächlich zwei Versionen davon gelesen. Einmal, dass DA3 genauso werden soll wie Skyrim und einmal, dass überhaupt nicht so ist wie Skyrim. Man sollte dem, was in den Medien gesagt wird, mit Skepsis entgegentreten.

Das tue ich.

Chris: Im Entwicklungsprozess werden sich auch andere Spiele angesehen. Wie haben die das gemacht, wie wurde das dort umgesetzt, wie kam das bei den Spielern an.

Welche Infos gibt es denn bereits zu Dragon Age 3?

Chris: Uns wurde gesagt: „Wenn ihr nach Dragon Age 3 gefragt werdet, antwortet: ‚Wir arbeiten an unserem nächsten Projekt, aber es gibt noch nichts zu erzählen oder zu zeigen’.“
Fernando: Wir wollen euch lieber auf die Reise der Entwicklung mitnehmen. Wenn wir euch etwas erzählen, möchten wir es euch gleich zeigen und nicht jetzt etwas sagen und in einem Jahr ist es etwas anderes. Was von vielen Fans kritisiert wurde war, dass wir uns nicht genug Zeit gelassen haben, und wir möchten uns jetzt diese Zeit nehmen.

Wenn es etwas zu DA3 zu sagen gäbe, und ihr es nicht sagen dürftet, wie gespannt wärt ihr selbst, es den Fans mitzuteilen?

Chris: Wir stecken in der günstigen Situationen, Information meist sofort weitergeben zu dürfen, sobald wir sie erfahren. Wenn wir etwas nicht verraten dürfen, von dem wir wissen, dass es euch genauso viel Freude bereitet wie uns, sind wir allerdings schon etwas aufgeregt. Natürlich werden unsere Community Manager auch geschult. Denen wird dann auch genau gesagt: „Wenn diese Frage kommt, antwortet das und wenn diese Frage kommt antwortet dieses.“
Jessica: Allerdings wüsste ich auch, dass wenn wir etwas verraten würden, die Entwickler uns mit einem ganz enttäuschten, traurigen Hundeblick ansehen würden. [versucht Blick nachzuahmen] Und dann hätte ich den gesamten Tag ein schlechtes Gewissen.

Bekommt ihr hin und wieder Fanpost?

Beide: Ja.
Chris: Sehr viel.
Jessica: Chris liest das Meiste. Einmal kam ich auch zur Arbeit und er meinte: „Da steht noch ein Sack Fanmail, den kannst du lesen.“
Chris: Ich lese alles, was mir zwischen die Finger kommt. Es fehlt uns nur die Zeit, auf alles zu antworten. Wir bekommen auch Fanarts zugeschickt.
Jessica: David Gaider hat eine Figur der Brutmutter. Es ist wirklich das coolste, das ich je gesehen habe.
Chris: Es ist nicht nur Positives: Wir kriegen auch negative Kritik und manchmal auch arge Beleidigungen. Wir nehmen gerne Kritik an, aber es muss auch vernünftig vermittelt werden.
Jessica: Wenn Chris zu mir sagen würde: „Dein Haar sieht blöd aus und du siehst damit schrecklich aus“, dann würde ich mich den ganzen Tag schlecht fühlen. Wenn er aber sagen würde: „Dein Haar ist für deine Gesichtsform zu lang und macht dein Gesicht zu schmal kann ich damit umgehen und arbeiten.“

Wie persönlich kann es manchmal werden im BSN? Ich erinnere mich gerade speziell an die Sache mit Jennifer Hepler.

Chris: Wir reagieren auf so etwas sehr schnell. Wir nehmen so etwas wirklich ernst, auch bei Fans. In diesem Fall ging das bis ganz nach oben.
Jessica: Leute, die diese Hassthreads starten oder Tiraden posten werden sofort gesperrt. Mobbing ist ein großes Thema im Internet und das dulden wir nicht.
Chris: Meistens ist es ein kleiner Teil, nur leider ist das dann auch der Lauteste. Wir bedanken uns aber bei den Fans, die uns dann in dieser Zeit auch unterstützen. Im Rahmen dieser Begebenheit spendeten wir auch an Bullying Canada und forderten jeden auf, mitzuspenden, der diese Sache unterstützt.

Was haltet ihr von Cupcakes als Protestform?

Chris: Wir bewundern die Kreativität.
Jessica: Aber wir möchten nicht, dass Geld für solche Aktionen ausgegeben wird. Wir möchten auch nicht, dass ihr denkt, ihr müsst uns etwas geben, damit ihr gehört werdet. Wir hören euch. Wir hören euch zu. Wir machen es über die Fragen, über die Fanpost – es kommt an. Ich finde auch nicht, dass mit dieser Cupcake-Aktion oder den M&Ms mehr vermittelt wurde, als mit den Posts im BSN.
Chris: Ich schätze noch immer einen schön geschriebenen Artikel mehr, als diese Cupcakes. Ihr könnt schreiben „Ich liebe Alistair, weil...“ oder „Ich hasse,...“

Merrill?

Chris: [lacht] „Ich hasse Merrill, weil...“ Dies zeigt uns dann die Leidenschaft, die von euch in ein Spiel gesteckt wird.
Jessica: Wir bekamen auch mal eine Umfrage von zwei Jungs zugeschickt. Als Antwort hat Casey Hudson sicht selbst hingesetzt und den beiden eine Antwort geschickt. Es gibt auch viele Umfragen – wie die vom MEU. Wenn jemand sich nicht selbst ausdrücken kann, dann kann er durch die Umfragen seine Meinung äußern. Die von MEU hatte letztendlich über... 10.000? Ich glaube, nachdem ich das getwittert hatte, sind eure Server zusammen gebrochen.

Die Resonanz war überwältigend. Über 17.000, auch aus dem englischsprachigen Raum.

Jessica: Dies hat eine viel größere Wirkung auf uns. Mit den Cupcakes wurde auch meiner Meinung nach keine Aussage getroffen, außer, dass die Spender verärgert waren. Ich komm aus einer Familie, die hart für ihr Geld arbeiten musste und es dann in dieser Form auszugeben, finde ich nicht gut. Allerdings konnten wir diese Cupcakes weiter spenden und das hatte etwas Gutes.

Ich muss gestehen, dass ich allerdings auch Geld ausgegeben habe für euch.

Jessica: Oh nein!
Chris: Um einen Standpunkt zu setzen?

Nein. Moment, eigentlich schon. [greift nach Plakatrolle]

Fernando: Man muss das vermutlich auch noch einmal differenzieren. Es gibt diejenigen, die das Geld für etwas ausgeben, und auch etwas von uns erwarten. Und das möchten wir nicht.
Chris: Gebt kein Geld für uns aus!
Jessica: Wir hören euch auch so zu!

Ich werde es betonen. Der Titel dieses Interviews wird lauten „Gebt kein Geld für uns aus“. [lacht]

Weiterführende Links:   geschrieben von Moku

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